Menschen auf dem Campus

Fünf Fragen an ...

Prof. Dr. Christian Schwanenberger

Foto von der Kneipen-Vortragsreihe »Wissen vom Fass« © DESY
Prof. Dr. Christian Schwanenberger bei der Kneipen-Vortragsreihe »Wissen vom Fass« 2019, wo er über das schwerste Teilchen und dessen dunklen Seite referierte

Die Science City Hamburg Bahrenfeld ist ein lebendiger und stetig wachsender Teil der Stadt, in dem geforscht, gelehrt und gelebt wird. Täglich kommen Menschen an diesen Ort, um ihrer Arbeit in unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern nachzugehen. Einige dieser Menschen geben Einblick in ihre Arbeit und beantworten fünf Fragen dazu.

Es ist spannend zu erfahren, wie viele unterschiedliche Arbeitsfelder es hier in der Science City tatsächlich gibt. Was ist aktuell Ihr Arbeitsbereich?

In meinem aktuellen Arbeitsbereich erforsche ich die faszinierende Welt der Teilchenphysik, wo ich an den Grenzen unseres Wissens arbeite, um die kleinsten Bausteine des Universums zu verstehen. Mit Hilfe von Hochenergieexperimenten untersuche ich, wie Materie und die fundamentalen Kräfte des Universums zusammenwirken. Mein Hauptforschungsgebiet sind Messungen der Eigenschaften des Top-Quarks (das schwerste bekannte Elementarteilchen) in Verbindung mit den Wechselwirkungen zum sogenannten Higgs-Boson-Teilchen. Außerdem suche ich nach neuen Teilchen und forsche zur Existenz Dunkler Materie.

Als leitender Wissenschaftler bei DESY und Professor der Universität Hamburg verbinden Sie in Ihrer Arbeit zwei wichtige Forschungseinrichtungen in der Science City. Wie sieht entsprechend der Arbeitsalltag aus?

Die Verbindung zwischen DESY und der Universität Hamburg macht meinen Arbeitsalltag besonders facettenreich und spannend. Vormittags betreue ich bei DESY spannende Experimente und analysiere mit meiner Arbeitsgruppe beispielsweise Daten des Large Hadron Colliders (LHC) am CERN, der weltweit größte Teilchenbeschleuniger, an dem sowohl DESY als auch die Universität Hamburg forscht. Am Nachmittag wechsle ich an die Universität, wo ich Vorlesungen halte, Studierende betreue und junge Forschende auf ihrem Weg begleite. Oder umgekehrt! Das Spannende ist, dass die Verbindung von experimenteller Spitzenforschung und akademischer Lehre es mir erlaubt, immer an vorderster Front der Wissenschaft zu stehen und gleichzeitig die nächste Generation von Physiker:innen zu inspirieren.

Was ist für Sie das Besondere am Arbeitsort Science City, und was ist beispielhaft anders als an anderen Forschungsstandorten?

Als leitender Wissenschaftler bei DESY und Professor an der Universität Hamburg ist meine Arbeit voller Abwechslung und wissenschaftlicher Herausforderungen. So genieße ich die Vorzüge des großen Teilchenphysiklabors DESY zum Bau von Detektoren und bei der Datenanalyse, wobei ich ein optimales wissenschaftliches Umfeld vorfinde, um gemeinsam mit internationalen Kollegen die Geheimnisse der Materie zu entschlüsseln. Gleichzeitig kann ich diese aufregenden Erkenntnisse an meine Studierenden vermitteln und lerne außergewöhnlich viele junge Talente in meinen Vorlesungen kennen, die ich für die Wissenschaft zu begeistern versuche. Hierbei stelle ich fest, dass die Fähigkeiten der Studierenden außergewöhnlich gut sind, was sicherlich daran liegt, dass Hamburg eine Exzellenzuniversität ist und der Standort Hamburg den Exzellenzcluster »Quantum Universe« besitzt. Es ist von unschätzbarem Vorteil, dass sowohl DESY als auch die Universität Hamburg in die Science City Hamburg eingebettet sind, was Innovation und wissenschaftlichen Fortschritt optimal fördert.
Die dynamische Mischung aus hochspezialisierten Experimenten, der Vermittlung von Wissen und internationaler Zusammenarbeit ermöglicht ein stetiges Wechselspiel zwischen Forschung und Lehre, was die Science City zu einem einzigartigen Arbeitsort macht. Hier ist es unglaublich spannend, tagtäglich neue Geheimnisse der Physik zu lüften und gleichzeitig junge Menschen für die Zukunft unseres Feldes zu begeistern und fit zu machen.

Die Science City steht für die Idee, Wissenschaft und Stadt zusammen voranzubringen. Was könnte Ihrer Meinung nach zukünftig noch positiv zu dieser Entwicklung beitragen?

Kunst und Wissenschaft sind Neugier-getriebene Disziplinen, die viele Gemeinsamkeiten haben. Eine intensive Kooperation von Kunst und Wissenschaft bieten deshalb, meiner Meinung nach, neue Perspektiven zu Fortschritten in beiden Feldern. Ich finde auch, dass, durch die Brille der Kunst betrachtet, Wissenschaft für ein allgemeines Publikum verstehbarer werden kann. Aus diesem Grund haben wir 2017 die Initiative ART MEETS SCIENCE für vielfältige Begegnungen zwischen Kunst und Wissenschaft in Gang gesetzt, die als fortgesetzte Projektreihe vielfältige Veranstaltungen im Bereich Kunst, Musik und Film hervorbrachte.
Meiner Meinung nach sollten im Rahmen der Science City Bahrenfeld Austausch und Kooperationen zwischen Kunst, Wissenschaft und Forschung zukünftig noch intensiviert werden. Für die perspektivische Weiterentwicklung der Aktivitäten von ART MEETS SCIENCE wird geplant, das Format ARTSCIENCELAB als Plattform für weitere Vernetzungen zwischen Kunst, Wissenschaft und Öffentlichkeit in der Science City zu erschaffen.

Abschließend gerne noch Geheimtipp von Ihnen in der Science City, was sollte man sehen, was sollte man tun?

In mein Büro kommen, über Dunkle Materie diskutieren und dabei aus dem Fenster schauen 😉

Nein, ernsthaft, neulich habe ich einen Eisvogel im Baum direkt vor meinem Büro gesehen… Ein äußerst seltenes Ereignis! Er ist dort die längste Zeit gesessen. Wer also einen Eisvogel sehen möchte, soll mich gerne in meinem Büro besuchen. Ansonsten soll der Eisvogel auch öfters schon an einem der vielen Kühlseen auf dem DESY-Gelände gesehen worden sein. Das wäre mein Geheimtipp!

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